Dieser Artikel zeichnet die 60-jährige Geschichte der Nachhaltigkeitsdebatte nach – von den ersten wissenschaftlichen Warnrufen der 1960er Jahre bis zur heutigen globalen Klimapolitik. Er zeigt, wie aus einzelnen Pionierarbeiten ein komplexes regulatorisches Geflecht wurde, das heute Märkte, Investitionen und Geschäftsmodelle fundamental prägt. Was vor über 50 Jahren noch Prognose war, ist heute spürbare Realität. Dieser Artikel liefert Führungskräften in Politik und Wirtschaft eine fundierte Bestandsaufnahme, um beispiellose Risiken zu bewältigen und die größte ökonomische Transformation unserer Zeit zu gestalten. Die historischen Meilensteine sind der Code, in dem heutige Markterwartungen, regulatorische Risiken und die “Lizenz zum Wirtschaften” festgelegt sind. Wer diese Entwicklung versteht, kann strategische Entscheidungen fundierter treffen.
Vor über 50 Jahren stieß der Club of Rome mit seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ eine Debatte an, deren Dringlichkeit heute greifbarer ist als je zuvor. Was damals noch eine Prognose war, ist heute eine spürbare Realität. Sie zwingt Führungskräfte in Politik und Wirtschaft zwingt, eine der fundamentalsten Fragen unserer Zeit neu zu stellen: Warum ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig und wo stehen wir heute?
Das Wissen um ökologische Kipppunkte
Dieses Wissen um ökologische Kipppunkte, also jene unumkehrbaren „Points of no Return”, hat unser Zeitgefühl und unsere Vorstellung von Fortschritt grundlegend verändert. Anstelle grenzenlosen Fortschritts scheinen der Verlust von Stabilität, Planbarkeit und ökologischer Resilienz das neue Leitmotiv zu sein. Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Gestaltbarkeit der Zukunft nicht mehr selbstverständlich ist und die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen zur zentralen Aufgabe wird. Diese Bestandsaufnahme zielt darauf ab, ein klares Verständnis für die Dimensionen dieser Herausforderung zu schaffen.
Die Vorläufer: die Umweltdebatte der 1960er Jahre
Um die Komplexität der Gegenwart zu verstehen, ist ein Blick auf die historischen Wurzeln des Nachhaltigkeitskonzepts unerlässlich. Bereits ab den 1960er Jahren erfuhr die Umweltschutzdebatte eine zunehmend breitere öffentliche Resonanz. Drei zentrale Impulse prägten diese Phase und legten den Grundstein für das moderne Umweltbewusstsein.
Silent Spring: Der Weckruf von Rachel Carson
1962 erschien Rachel Carsons „Silent Spring” (Der stumme Frühling), ein Buch, das heute als Ausgangspunkt der weltweiten Umweltbewegung gilt.¹ Carson, eine amerikanische Biologin und Wissenschaftsjournalistin, warnte darin vor der Verseuchung von Umwelt, Tier und Mensch mit Pestiziden, vor allem dem Insektengift DDT.² Ihre wissenschaftlich fundierte und zugleich eingängige Darstellung zeigte, wie der Einsatz von DDT die Fortpflanzungsfähigkeit von Vögeln beeinträchtigte, indem es ihre Eierschalen dünner und brüchiger machte – ein drastisches Beispiel für die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur.³ Das Buch wurde mit über 500.000 verkauften Exemplaren allein im ersten Jahr zum Bestseller und führte zu weitreichenden politischen Konsequenzen: 1972 wurde DDT in den USA verboten, und 1970 entstand die amerikanische Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency).⁴
Raumschiff Erde: Eine neue ökonomische Metapher
1966 führte der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Kenneth E. Boulding die Metapher des „Raumschiffs Erde” in die ökonomische Debatte ein.⁵ In seinem einflussreichen Essay „The Economics of the Coming Spaceship Earth” beschrieb Boulding eine fundamentale Neuorientierung des Wirtschaftens: „Die geschlossene Ökonomie der Zukunft könnte man entsprechend die ‚Raumfahrer’-Ökonomie nennen. Die Erde ist zu einem einzigen Raumschiff geworden, auf dem alle Vorratslager, die man anzapfen oder verschmutzen könnte, begrenzt sind, so dass der Mensch seinen Platz in einem zyklischen ökologischen System finden muss.“⁶ Boulding stellte damit der damals vorherrschenden „Cowboy-Ökonomie” – geprägt von grenzenlosem Wachstum und unbegrenzten Ressourcen – ein radikal neues Denkmodell gegenüber.⁷ Dieser Text wurde zu einem zentralen theoretischen Beitrag zur damaligen Umweltdebatte und prägte das Verständnis planetarer Grenzen.⁸

Die Gründung des Club of Rome
1968 wurde der Club of Rome in der italienischen Hauptstadt gegründet – initiiert vom italienischen Industriellen Aurelio Peccei und dem schottischen OECD-Direktor Alexander King.⁹ Die Organisation verstand sich als „ein neuer Weg, die Weltproblematik anzupacken, mit der die Gesellschaft konfrontiert wurde, weil die bestehenden Wege zu eng und die Regierungen zu stark in Ressorts unterteilt waren”.¹⁰ Als internationale Denkfabrik brachte der Club of Rome Wissenschaftler, Ökonomen, Geschäftsleute und Regierungsmitglieder aus aller Welt zusammen.¹¹ Sein Ziel war es, drei Kernideen voranzutreiben: eine globale und langfristige Perspektive sowie das Konzept der „Problematique” – einer Gruppe miteinander verflochtener globaler Probleme wirtschaftlicher, ökologischer, politischer oder sozialer Natur.¹²
Der Wendepunkt: „Die Grenzen des Wachstums” (1972)
1972 erschien der erste Bericht an den Club of Rome – „Die Grenzen des Wachstums” – als erster Versuch, ein globales Weltmodell zu beschreiben.¹³ Die Autoren Dennis Meadows, Donella Meadows, Jørgen Randers und William W. Behrens vom Massachusetts Institute of Technology nutzten erstmals Computersimulationen, um die ökologischen und wirtschaftlichen Grenzen des Wachstums aufzuzeigen.14 Das von der Volkswagenstiftung mit einer Million DM finanzierte Projekt untersuchte fünf grundlegende Faktoren: beschleunigte Industrialisierung, rapides Bevölkerungswachstum, weltweite Unterernährung, Ausbeutung der Rohstoffreserven und Zerstörung des Lebensraumes.15
Die zentrale Warnung des Berichts war eindringlich: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“16 Das Szenario „business as usual“ zeigte, dass zuneige gehende Rohstoffvorräte zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums und der Nahrungsmittelproduktion führen würden, gefolgt von zunehmender Umweltverschmutzung und einem Zusammenbruch des Bevölkerungswachstums.17 Die Studie wurde Anfang 1972 auf internationalen Konferenzen in Washington und St. Gallen vorgestellt und in zwölf Sprachen fast zeitgleich veröffentlicht.18 Bis heute sind von diesem Buch über 30 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauft worden, und 1973 wurde der Club of Rome dafür mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.19
Obwohl die Studie auch Kritik erfuhr, insbesondere wegen ihrer vereinfachten Modellannahmen und der Vernachlässigung politischer und sozialer Dimensionen, schärfte sie das internationale Bewusstsein für die Dringlichkeit einer globalen Umweltpolitik nachhaltig.20
Die kontinuierliche Aktualisierung: Von 1972 bis heute
Der Bericht „Die Grenzen des Wachstums” war kein einmaliger Weckruf, sondern der Auftakt einer fortlaufenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Die Autoren haben ihre Analysen mehrfach aktualisiert und damit die Relevanz ihrer Kernthesen unter Beweis gestellt.
1992 erschien „Die neuen Grenzen des Wachstums”, 2004 folgte das 30-Jahre-Update „Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update” von Dennis Meadows, Jørgen Randers und Donella Meadows.²¹ 2012 veröffentlichte Jørgen Randers „2052 – Der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre”, und 2022, genau 50 Jahre nach dem Erstbericht, folgte „Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten”.²²
Parallel zur Club of Rome-Serie entstanden weitere bedeutende Studien, die die Dringlichkeit der Problematik bestätigten: 1980-1981 erschien der „Global 2000 Report to the President”, der unter der Carter-Administration erstellt wurde und eindringlich warnte: „In der Tat sind die Probleme der Erhaltung der Tragfähigkeit der Erde und der Möglichkeit eines angemessenen Lebens für die Menschen, die sie bewohnen, gewaltig und stehen vor der Tür.“²³ Bereits 1979 hatte der US National Research Council die Studie „Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment” veröffentlicht, die bahnbrechend feststellte: „Wenn der Kohlendioxidgehalt weiter ansteigt, sieht die Studiengruppe keinen Grund daran zu zweifeln, dass Klimaveränderungen die Folge sein werden, und keinen Grund zu glauben, dass diese Veränderungen vernachlässigbar sein werden.“24 Diese frühe Klimastudie markierte den Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropogenen Klimawandel.

Die internationale Institutionalisierung der Nachhaltigkeit
Die historischen Meilensteine der Nachhaltigkeitsdebatte sind nicht nur eine akademische Rückschau, sondern der Code, in dem heutige Markterwartungen, regulatorische Risiken und die „Lizenz zum Wirtschaften” von Unternehmen festgelegt sind. Jede Etappe – von der Warnung des Club of Rome bis zum Pariser Abkommen – hat den Handlungsdruck erhöht und die strategischen Parameter für langfristigen Erfolg neu definiert.
Die Brundtland-Kommission (1987)
1987 veröffentlichte die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development) unter dem Vorsitz der ehemaligen norwegischen Premierministerin Gro Harlem Brundtland den Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft” (Our Common Future).25 Dieser Bericht war das Ergebnis einer „900-Tage-Mission”, bei der schriftliche Stellungnahmen und Expertenzeugnisse von Regierungsvertretern, Wissenschaftlern, Industriellen und NGOs aus der ganzen Welt gesammelt wurden.26 Der Brundtland-Bericht prägte die bis heute gültige Definition von „nachhaltiger Entwicklung”: „Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“27 Diese Definition wurde zur Grundlage aller späteren internationalen Nachhaltigkeitsabkommen und markierte den Übergang von rein umweltpolitischen zu integrierten sozio-ökonomischen Ansätzen.28
Der Erdgipfel in Rio (1992)
Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED), auch bekannt als Erdgipfel, fand vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro statt und war mit 117 Staats- und Regierungschefs sowie Vertretern von 178 Nationen die bis dahin größte Zusammenkunft von Weltführern.29 Die Konferenz verabschiedete fünf bedeutende Dokumente: Die Rio-Deklaration über Umwelt und Entwicklung legte 27 Grundprinzipien für eine umweltgerechte Entwicklung fest.30 Die Agenda 21 war das umfassendste Dokument und deckte alle Aspekte nachhaltiger Entwicklung ab – von sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen bis zur Finanzierung.³¹ Ergänzt wurden diese durch die Waldgrundsatzerklärung, die Biodiversitätskonvention und die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC).³² Der Erdgipfel etablierte erstmals das Ziel, Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik global aufeinander abzustimmen und legte damit den Grundstein für die moderne internationale Klimapolitik.³³
Das Kyoto-Protokoll (1997-2005)
Als völkerrechtlich verbindliche Einigung war das Kyoto-Protokoll vom Dezember 1997 ein Meilenstein in der internationalen Klimapolitik.34 Es verpflichtete die unterzeichnenden Industriestaaten erstmals zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen und führte das Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten” ein, bei dem entwickelte Länder eine größere Verantwortung tragen.35 Das Protokoll trat 2005 in Kraft, nachdem es von mindestens 55 Staaten ratifiziert worden war, die zusammen mindestens 55 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen der Industrieländer von 1990 ausmachten.36
Die Sustainable Development Goals (2015)
Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen bilden einen umfassenden Weltzukunftsvertrag bis 2030.37 Sie umfassen eine breite Palette von Zielen, darunter die Bekämpfung von Armut (SDG 1) und Hunger (SDG 2), Klimaschutz (SDG 13), nachhaltiger Konsum und verantwortungsvolle Produktion (SDG 12).38 Im Gegensatz zu den vorherigen acht Millenniums-Entwicklungszielen richten sich die SDGs explizit an alle Staaten – entwickelte wie Entwicklungsländer – sowie an die Wirtschaft und fordern einen systemischen Wandel.³⁹
Das Pariser Klimaabkommen (2015)
Das Pariser Klimaabkommen (COP21), verabschiedet im Dezember 2015, setzt das verbindliche Ziel, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, idealerweise auf 1,5 °C, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.⁴⁰ Als Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll markiert es einen Paradigmenwechsel in der internationalen Klimapolitik: Erstmals verpflichten sich nahezu alle Staaten der Welt – 196 Vertragsparteien – zu Klimaschutzmaßnahmen.41 Das Abkommen basiert auf einem Bottom-up-Ansatz, bei dem jedes Land eigene nationale Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) festlegt und regelmäßig nachschärft.42
Die strategische Bedeutung für heute
Diese historische Entwicklung mündete in ein komplexes Geflecht aus Definitionen und Konzepten, die heute die Basis für strategische Entscheidungen bilden. Was in den 1960er Jahren mit einzelnen wissenschaftlichen Warnrufen begann, ist heute zu einem umfassenden regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenwerk geworden, das Märkte, Investitionen und Geschäftsmodelle fundamental prägt. Das Verständnis dieser Entwicklung ist für Führungskräfte in Politik und Wirtschaft von entscheidender Bedeutung, um beispiellose Risiken zu bewältigen und die größte ökonomische Transformation unserer Zeit zu gestalten. Die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen ist von einer akademischen Fragestellung zu einer essenziellen strategischen Aufgabe geworden, die über den langfristigen Erfolg von Organisationen und Gesellschaften entscheidet.
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Wann begann die Nachhaltigkeitsdebatte?
Die moderne Nachhaltigkeitsdebatte begann 1962 mit Rachel Carsons Buch “Silent Spring”, das vor den Gefahren von Pestiziden warnte und die weltweite Umweltbewegung auslöste.
Drei Meilensteine prägten die 1960er Jahre: Rachel Carsons “Silent Spring” (1962) warnte vor DDT und führte zur Gründung der US-Umweltbehörde EPA. Kenneth Bouldings Metapher “Raumschiff Erde” (1966) etablierte das Konzept begrenzter planetarer Ressourcen. Die Gründung des Club of Rome (1968) schuf die erste globale Denkfabrik für Zukunftsfragen. Diese drei Impulse legten das Fundament für alle späteren Nachhaltigkeitsinitiativen.
Was ist der Club of Rome?
Der Club of Rome ist eine internationale Denkfabrik, die 1968 gegründet wurde, um globale Zukunftsprobleme zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu fördern – bekannt durch den Bericht “Die Grenzen des Wachstums” (1972).
Gegründet vom italienischen Industriellen Aurelio Peccei und dem schottischen OECD-Direktor Alexander King, bringt der Club of Rome Wissenschaftler, Ökonomen, Geschäftsleute und Politiker zusammen. Die Organisation entwickelte das Konzept der “Problematique” – einer Gruppe verflochtener globaler Probleme, die nur durch ganzheitliche, langfristige und globale Ansätze gelöst werden können. 1973 erhielt der Club of Rome den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Was sind die Grenzen des Wachstums?
“Die Grenzen des Wachstums” ist ein Bericht des Club of Rome aus dem Jahr 1972, der mithilfe von Computersimulationen erstmals bewies, dass unbegrenztes Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen unmöglich ist.
Das MIT-Team um Dennis Meadows untersuchte fünf zentrale Faktoren: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelproduktion und Ressourcenverbrauch. Die zentrale Warnung: Bei unverändertem Wachstum werden die absoluten Grenzen innerhalb von 100 Jahren erreicht. Bis heute wurden über 30 Millionen Exemplare in 30 Sprachen verkauft, und der Bericht wurde mehrfach aktualisiert (1992, 2004, 2012, 2022).
Was bedeutet nachhaltige Entwicklung nach Brundtland?
Nachhaltige Entwicklung ist laut Brundtland-Bericht (1987) “Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.”
Diese Definition der UN-Kommission unter Gro Harlem Brundtland ist bis heute der globale Standard. Sie integriert drei Dimensionen: wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und ökologische Stabilität. Der Bericht “Unsere gemeinsame Zukunft” entstand nach einer 900-Tage-Mission mit Stellungnahmen von Regierungen, Wissenschaftlern und NGOs weltweit und bildet die Grundlage aller internationalen Nachhaltigkeitsabkommen.
Was ist das Pariser Klimaabkommen und warum ist es wichtig?
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 verpflichtet 196 Staaten, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2°C, idealerweise 1,5°C zu begrenzen – es ist das erste universelle Klimaabkommen der Geschichte.
Anders als das Kyoto-Protokoll (1997), das nur Industrieländer verpflichtete, bindet Paris erstmals fast alle Nationen ein. Jedes Land legt eigene nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) fest und muss diese regelmäßig nachschärfen. Das Abkommen markiert den Übergang von einem Top-down- zu einem Bottom-up-Ansatz in der Klimapolitik und gilt als strategisches Fundament für moderne Nachhaltigkeitsregulierungen.
Was sind die Sustainable Development Goals (SDGs)?
Die SDGs sind 17 globale Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2015, die bis 2030 eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen schaffen sollen – von der Bekämpfung von Armut bis zum Klimaschutz.
Die 17 Ziele umfassen keine Armut (SDG 1), kein Hunger (SDG 2), Klimaschutz (SDG 13) und nachhaltiger Konsum (SDG 12). Im Gegensatz zu früheren Entwicklungszielen richten sich die SDGs an alle Staaten – Industrie- wie Entwicklungsländer – sowie explizit an die Wirtschaft. Sie sind Teil eines Weltzukunftsvertrags, der einen systemischen Wandel fordert und heute die Basis für ESG-Kriterien in Unternehmen bildet.
Warum ist Nachhaltigkeit heute strategisch wichtig für Unternehmen?
Nachhaltigkeit bestimmt heute die “Lizenz zum Wirtschaften” – sie ist kein Nice-to-have mehr, sondern definiert Markterwartungen, regulatorische Anforderungen und langfristigen Unternehmenserfolg in der größten ökonomischen Transformation unserer Zeit.
Von den “Grenzen des Wachstums” (1972) bis zum Pariser Abkommen (2015) hat sich ein komplexes regulatorisches Geflecht entwickelt, das Märkte fundamental prägt. Unternehmen müssen ESG-Kriterien erfüllen, Lieferketten dekarbonisieren und klimabezogene Finanzrisiken offenlegen. Das Wissen um ökologische Kipppunkte – unumkehrbare “Points of no Return” – hat die Gestaltbarkeit der Zukunft verändert. Führungskräfte, die diese historische Entwicklung verstehen, können Risiken besser bewältigen und die Transformation aktiv gestalten.
¹ Der stumme Frühling. In: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Der_stumme_Fr%C3%BChling (abgerufen am 30.10.2025).
² 50 Jahre stummer Frühling – Wie Öko anfing. In: Süddeutsche Zeitung, 26.09.2012.
³ Rachel Carson: Biografie & Umweltschutz. In: StudySmarter, 12.12.2023.
⁴ Wie mit Rachel Carsons „Silent Spring” das moderne Umweltbewusstsein entstand. In: Jan Schulz Net, 15.08.2020.
⁵ Raumschiff Erde. In: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Raumschiff_Erde (abgerufen am 30.10.2025).
⁶ Boulding, Kenneth E.: The Economics of the Coming Spaceship Earth. In: Jarrett, Henry (Hrsg.): Environmental Quality in a Growing Economy. Baltimore: Johns Hopkins University Press, 1966, S. 3-14.
⁷ Ebd.
⁸ Raumschiff Erde. In: Wikipedia (siehe Anm. 5).
⁹ Club of Rome (gegründet 1968). In: BNE-digital.de, 27.08.2023.
¹⁰ Club of Rome. In: Lexikon der Nachhaltigkeit, https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/mission_des_club_of_rome_540.htm (abgerufen am 30.10.2025).
¹¹ Ebd.
¹² Club of Rome (gegründet 1968). In: BNE-digital.de (siehe Anm. 9).
¹³ Meadows, Dennis L. / Meadows, Donella H. / Randers, Jørgen / Behrens, William W.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1972.
¹⁴ Die Grenzen des Wachstums. In: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums (abgerufen am 30.10.2025).
¹⁵ Ebd.
¹⁶ Meadows et al.: Die Grenzen des Wachstums (siehe Anm. 13), S. 17.
¹⁷ Ebd., S. 132-145.
¹⁸ „Die Grenzen des Wachstums”. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. In: 1000 Dokumente, 31.12.2017.
¹⁹ Die Grenzen des Wachstums. In: Wikipedia (siehe Anm. 14).
²⁰ „Die Grenzen des Wachstums”. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. In: 1000 Dokumente (siehe Anm. 18).
²¹ Meadows, Dennis L. / Randers, Jørgen / Meadows, Donella: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update. Signal zur Wende. Stuttgart: Hirzel, 2004.
²² Dixson-Declève, Sandrine / Gaffney, Owen / Ghosh, Jayati / Randers, Jørgen / Rockström, Johan / Stoknes, Per Espen: Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. München: oekom, 2022.
²³ Council on Environmental Quality / US Department of State: The Global 2000 Report to the President. Entering the Twenty-First Century. Washington, D.C.: U.S. Government Printing Office, 1980.
²⁴ US National Research Council: Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment. Washington, D.C.: National Academy of Sciences, 1979.
²⁵ World Commission on Environment and Development: Our Common Future. Oxford: Oxford University Press, 1987.
²⁶ Our Common Future. In: Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Our_Common_Future (abgerufen am 30.10.2025).
²⁷ World Commission on Environment and Development: Our Common Future (siehe Anm. 25), Chapter 2.
²⁸ UN World Commission on Environment and Development: Report of the World Commission on Environment and Development: Our Common Future. In: Environment & Society Portal, 13.09.2017.
²⁹ United Nations Conference on Environment and Development. In: Britannica, https://www.britannica.com/event/United-Nations-Conference-on-Environment-and-Development (abgerufen am 30.10.2025).
³⁰ Ebd.
³¹ Earth Summit. In: EBSCO Research Starters, 31.12.2023.
³² United Nations Conference on Environment and Development. In: Britannica (siehe Anm. 29).
³³ Ebd.
³⁴ United Nations Conference on Environment and Development. In: Britannica (siehe Anm. 29).
³⁵ Earth Summit. In: EBSCO Research Starters (siehe Anm. 31).
³⁶ United Nations Conference on Environment and Development. In: Britannica (siehe Anm. 29).
³⁷ Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development. UN Resolution A/RES/70/1, 25. September 2015.
³⁸ Ebd.
³⁹ Ebd.
⁴⁰ Paris Agreement. United Nations Framework Convention on Climate Change, 12. Dezember 2015, Article 2.
⁴¹ Ebd.
⁴² Ebd., Article 4.
Literaturverzeichnis
Primärquellen
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Council on Environmental Quality / US Department of State: The Global 2000 Report to the President. Entering the Twenty-First Century. Washington, D.C.: U.S. Government Printing Office, 1980.
Dixson-Declève, Sandrine / Gaffney, Owen / Ghosh, Jayati / Randers, Jørgen / Rockström, Johan / Stoknes, Per Espen: Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Der neue Bericht an den Club of Rome, 40 Jahre nach „Die Grenzen des Wachstums”. München: oekom, 2022.
Meadows, Dennis L. / Meadows, Donella H. / Randers, Jørgen / Behrens, William W.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1972.
Meadows, Dennis L. / Meadows, Donella H. / Randers, Jørgen: Die neuen Grenzen des Wachstums. Die Lage der Menschheit: Bedrohung und Zukunftschancen. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1992.
Meadows, Dennis L. / Randers, Jørgen / Meadows, Donella: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update. Signal zur Wende. Stuttgart: Hirzel, 2004.
Randers, Jørgen: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre. München: oekom, 2012.
United Nations: Paris Agreement. United Nations Framework Convention on Climate Change, 12. Dezember 2015.
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US National Research Council: Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment. Washington, D.C.: National Academy of Sciences, 1979.
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Sekundärliteratur
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Turner, Graham M.: A comparison of The Limits to Growth with 30 years of reality. In: Global Environmental Change 18(3), 2008, S. 397-411.
Internetquellen
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