Future Skills: System Thinking, Komplexität erkennen und verstehen
Future Skills: System Thinking, Komplexität erkennen und verstehen

Future Skills: System Thinking, Komplexität erkennen und verstehen

Stell dir vor, die Zukunft wäre ein offenes Spielfeld – ungewiss, unberechenbar, aber voller Möglichkeiten. Diese Ungewissheit kann uns Angst machen, aber sie birgt auch einen Schatz: Freiräume, um Neues zu wagen, mit Ideen zu experimentieren und die Welt aktiv zu gestalten.

Jahrtausendelang hat uns ein einfaches Denkmuster geleitet: Ich werfe einen Stein, der landet irgendwo. Ich gieße eine Pflanze, sie wächst. Ursache und Wirkung – linear, berechenbar, verlässlich – so weit, so gut. Doch diese Logik stößt an ihre Grenzen. Die Herausforderungen unserer Zeit verlaufen nicht mehr geradlinig. Sie gleichen vielmehr einem dichten Netz von Wechselwirkungen. Um damit umzugehen, brauchen wir mehr als Lösungen – wir brauchen eine neue Denkweise: System Thinking.

Für die komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts benötigen wir ein “Neues Denken”: System Thinking.

Systemisch denken heißt, die Wellen zu sehen, die unser Handeln auslösen – und zu lernen, sie zu steuern. Denn wir leben in komplexen Systemen: ökologisch, wirtschaftlich, sozial und technologisch – alle miteinander vernetzt, alle ständig in Bewegung. Lineares Denken, das Ursache und Wirkung direkt miteinander verknüpft, greift hier zu kurz. Oder wie Albert Einstein sagte: „Probleme kann man nie mit der gleichen Denkweise lösen, die sie verursacht hat.“

Die Ungewissheit und die Komplexität der Zukunft erfordern ein neues Denken

System Thinking ist diese neue Denkweise. Sie hilft uns, nicht nur Symptome zu kurieren, sondern Muster zu erkennen. Nicht nur Reaktionen zu planen, sondern Dynamiken zu gestalten. Es betrachtet die Welt nicht als Summe von Teilen, sondern als Geflecht von Beziehungen. Und genau das macht sie zu einer Schlüsselkompetenz der Zukunft.

Was unterscheidet Systemdenken vom linearen Denken? Der Fokus. Lineares Denken fragt: „Was ist passiert und wie kann ich es reparieren?“ System Thinking fragt: „Wie hängt alles zusammen, und was passiert, wenn ich an einer Stelle eingreife?“ Es denkt in Kreisläufen statt in Ketten, in Konsequenzen statt in Fakten. Es schaut nicht nur auf schnelle Lösungen, sondern auf langfristige Auswirkungen. Das ist besonders wichtig in einer Welt, in der eine energiepolitische Entscheidung Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Klima haben kann. System Thinking ist keine Methode unter vielen, es ist eine Haltung. Eine Haltung, die uns hilft, nicht nur auf die Zukunft zu reagieren, sondern sie zu gestalten.

Was ist System Thinking?

Um System Thinking zu verstehen, müssen wir zunächst klären: Was ist überhaupt ein System?

Stell dir ein Aquarium vor. Es besteht aus Fischen, Pflanzen, Wasser, einem Filter und vielleicht ein paar Steinen. Jedes dieser Elemente ist wichtig, aber erst durch ihr Zusammenwirken entsteht ein funktionierendes Ganzes. Der Filter reinigt das Wasser, die Pflanzen produzieren Sauerstoff, die Fische ernähren sich und beeinflussen die Wasserqualität. Ändert man ein Element – zum Beispiel die Menge des Futters – hat das Auswirkungen auf alle anderen. Ein System ist also eine Gruppe von Elementen, die durch Wechselwirkungen miteinander verbunden sind und gemeinsam ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Funktion erzeugen. DasAquarium ist die Systemgrenze.

Ein Aquarium ist ein System und in diesem System gibt es verschiedene Elemente. (Foto: KI generiert)

System Thinking ist die Kompetenz solche Systeme zu erkennen, zu analysieren und zu beeinflussen. Es geht darum, über den Tellerrand hinauszuschauen und die Muster, Strukturen und Dynamiken zu verstehen, die das Verhalten eines Systems bestimmen. Donella Meadows, eine Pionierin auf diesem Gebiet, beschreibt System Thinking als einen Weg, „ein System nicht isoliert zu betrachten, sondern in Wechselwirkung mit einer Vielzahl anderer Systeme“. Sie betont, dass alles – von einem Wald über eine Stadt bis hin zu einem Unternehmen – aus miteinander verbundenen Systemen und Elementen besteht, die sich gegenseitig beeinflussen: “Eingriffe in ein System haben fast immer (unbeabsichtigte) Auswirkungen auf andere”.

Systemorganisation

Ein System hat Elemente, Beziehungen und Feedback-Loops

Das Wort “sytema” stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Zusammensetzung“ oder „das Zusammengesetzte“. Nach Donella Meadows besteht ein System aus drei Grundbausteinen: Elemente, Beziehungen und einer Funktion. Die Elemente sind die sichtbaren Teile – in einem Aquarium, die Fische oder der Filter. Die Anordnung der Elemente eines Systems beeinflusst seine Leistung. Ein System ist kein System, wenn die Elemente willkürlich angeordnet sind. Die Beziehungen sind die nicht sichtbaren Verbindungen: Wie beeinflusst der Filter das Wasser, und wie beeinflusst das die Fische? Der Zweck ist das, was das System „tun“ soll, zum Beispiel ein gesundes Ökosystem für die Fische zu schaffen. Die Anordnung der Elemente und ihre Beziehung zueinander sind daher sehr wichtig für das Funktionieren eines Systems. Es gibt sowohl geschlossene als auch offene Systeme: Jedes System hat also auch Systemgrenzen. 

Eine wichtige Funktion fast aller Systeme ist es, die eigene Erhaltung sicherzustellen.

Was ein System aber wirklich spannend macht, sind die sogenannten Feedback-Loops (deutsch: Rückkopplungsschleifen). Wir erkennen, dass in der systemischen Sichtweise die Grenzen zwischen Ursache und Wirkung zu verschwimmen beginnen: Teile eines Systems wirken direkt oder über Umwege auf sich selbst zurück. Diese Rückwirkung einer Wirkung auf ihre eigene Ursache wird als Rückkopplung bezeichnet. Bei diesen Rückkopplungen werden Informationen übertragen und zurückgegeben. Diese Informationen zeigen dem System, wie es sich in Bezug auf einen bestimmten Zustand verhält.

Es gibt zwei Arten von Feedback: verstärkendes und ausgleichendes Feedback. Eine verstärkende Rückkopplungsschleife intensiviert eine Entwicklung, wie ein Schneeball, der bergab rollt und immer größer wird. Beispiel: Je mehr Menschen ein Produkt kaufen, desto bekannter wird es, desto mehr Menschen kaufen es – ein Wachstumskreislauf. Ein ausgleichender Rückkopplungskreis sorgt für Stabilität. Beispiel Thermostat: Sinkt die Raumtemperatur, schaltet sich die Heizung ein, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist, und schaltet sich dann wieder aus. Diese Regelkreise bestimmen, ob ein System wächst, sich stabilisiert oder sogar zusammenbricht.

Es gibt zwei Arten von Feedback Loops: verstärkende und ausgleichende Rückkopplungsschleifen.

Wirklich interessant werden Rückkopplungen, wenn Reaktionen verzögert auftreten. Verzögerte Reaktionen sind schwer zu erfassen und führen zu starken Schwankungen der Systemzustände, insbesondere wenn sich mehrere Rückkopplungsschleifen überlagern.

Systemdenken ist das Erkennen von Mustern und Beziehungen

Wie fängt man an, System Thinking anzuwenden? Der erste Schritt ist, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Anstatt ein Problem isoliert zu betrachten, frage dich: „Was ist das größere System, in dem das Problem steckt?“ Nehmen wir an, du ärgerst dich über Staus in deiner Stadt. Lineares Denken sagt: „Wir brauchen mehr Straßen.“ System Thinking fragt: „Wie hängen Verkehr, öffentliche Verkehrsmittel, Arbeitszeiten und Stadtplanung zusammen? Was passiert, wenn wir mehr Straßen bauen – kommen dann vielleicht noch mehr Autos?“ Es geht darum, neugierig zu sein und Verbindungen zu suchen.

Ein praktischer Tipp: Beginne mit kleinen Systemen in deinem Alltag. Analysiere, wie dein Haushalt funktioniert – wer macht was, und wie beeinflusst das die anderen? Oder beobachte, wie dein Team bei der Arbeit zusammenarbeitet. Mit der Zeit wirst du Muster erkennen: Wo gibt es Kreisläufe? Wo gerät etwas aus dem Gleichgewicht? So trainierst du dein systemisches Denken Schritt für Schritt.

Systeme analysieren, verstehen und verändern

Systemisches Denken beginnt mit einer einfachen, aber mächtigen Frage: “Was gehört alles dazu? Wenn du ein System analysieren willst, suchst du zuerst nach seinen Elementen – den Bausteinen, aus denen es besteht. Nimm ein alltägliches Beispiel: den morgendlichen Stau in deiner Stadt. Die Elemente könnten Autos, Straßen, Ampeln, Fahrerinnen, Busse und vielleicht sogar das Wetter sein. Aber die Magie eines Systems liegt nicht in den einzelnen Elementen, sondern in den Beziehungen zwischen ihnen. Wie beeinflussen Ampeln den Verkehrsfluss? Wie wirkt sich der Regen auf die Fahrerinnen aus? Welche Rolle spielen Busse, die vielleicht weniger Autos auf die Straße bringen?

Der nächste Schritt ist die Beobachtung des Systemverhaltens. Staus entstehen nicht zufällig – sie folgen Mustern. Vielleicht gibt es jeden Morgen um 8 Uhr einen Stau, weil viele Menschen zur Arbeit fahren. Oder ein Unfall auf der Hauptstraße blockiert alles. Diese Muster zeigen, wie das System „tickt“. Donella Meadows rät, sich Zeit zu nehmen und neugierig zu bleiben: „Schau nicht nur, was passiert, sondern frage, warum es passiert – und was es beeinflusst.“ Ein gutes Werkzeug dafür ist, Fragen zu stellen: Was verstärkt das Problem? Was hält es im Gleichgewicht? Auf diese Weise entdeckt man die bereits erwähnten Rückkopplungsschleifen – die Motoren, die ein System antreiben oder bremsen.

Systeme beeinflussen: Die Macht der Hebelpunkte

Ein System zu verstehen ist der erste Schritt – es zu verändern der nächste. Aber wo fängt man an? Donella Meadows hat dafür das Konzept der „Hebelpunkte“ entwickelt: Das sind Stellen in einem System, an denen eine kleine Veränderung große Wirkung hervorrufen kann. Stell dir vor, du stehst an einem Fluss und willst ihn umleiten. Du könntest versuchen, das Wasser mit Eimern abzuschöpfen – viel Arbeit, wahrscheinlich mit wenig Erfolg. Oder du findest eine Stelle, an der ein paar Steine den Fluss erfolgreich umleiten können. Das ist eine Hebelstelle.

Bei einem Treffen 1997 über die negativen Auswirkungen des neuen Welthandelssystems kam Donella Meadows auf die Idee, Hebelpunkte für dieses neue, riesige und komplexe System aufzulisten. Diese Liste veröffentlichte sie 1999 unter dem Titel Leverage Points. Places to Intervene in a System. Sie identifizierte zwölf Stellen, an den man in ein System eingreifen kann und ordnete diese Hebelpunkte nach Wirksamkeit:

  1. Paradigmen überwinden oder Erkennen, dass kein Paradigma „wahr“ ist, dass jede Weltsicht eine eingeschränkte ist
    im Vergleich zum Universum, das die menschliche Vorstellung weit übersteigt.
  2. Paradigmen sind die Ursprünge des Systems, ihnen entspringen Systemziele und alles was zu Systemen gehört. Paradigmen bestehen aus den gemeinsamen Ideen, Überzeugungen und unausgesprochenen Annahmen, wie diese Welt funktioniert: „Die
    Erde ist eine Scheibe.“, „Wachstum ist gut.“, „Die Natur ist ein Vorrat von Ressourcen, der für menschliche Zwecke umgewandelt wird.“ Paradigmen sind zwar schwieriger zu verändern als alles andere, aber wenn es gelingt, ändert sich das ganze System.
  3. Zweck, Ziele oder Funktion eines Systems. Mit dem Gesamtziel eines Systems müssen alle Elemente und Funktionsweisen
    übereinstimmen, daher ist es ein wesentlicher Hebel. Ein systemveränderndes neues Ziel istz.B. das
    Bruttonationalglück im südasiatischen Königreich Bhutan anstatt des Bruttonationaleinkommens.
  4. Selbstorganisation: Die Fähigkeit, Systemstrukturen zu erweitern, zu verändern oder weiterzuentwickeln. Beispiele: „Biologische Evolution“, „Menschliches Immunsystem“, „Politische Reform“. Ein System, das sich weiterentwickeln kann, kann fast alle Veränderungen überdauern (Resilienz).
  5. Regeln: Anreize, Strafen, Beschränkungen, die Regeln eines Systems definieren seinen Gültigkeitsbereich, seine Grenzen, seine Freiheitsgrade: „Du sollst nicht töten.“ „Recht auf freie Meinungsäußerung“, „11 Leute sind eine Fußballmannschaft“.Macht über Regeln ist echte Macht, Regeln sind Hebel mit großer Wirkung.
  6. Informationsflüsse: Die Struktur, die über den Zugang zu Informationen bestimmt.  Verlorengegangene Informationsflüsse sind die häufigste Ursache für das Versagen von Systemen.Beispiel: Der Einbau von Stromzählern sichtbar im Eingangsbereich von Häusern statt im Keller hat in den Niederlanden zu signifikant geringerem Stromverbrauch geführt.
  7. positive und verstärkende Rückkopplung: Je mehr Menschen die Grippe haben, desto mehr Menschen stecken sich an und haben die Grippe. Je mehr Menschen geboren werden, desto mehr wachsen auf und bekommen Kinder.Die Verminderung der verstärkenden Wirkung ist aber meist ein wirksamerer Hebel als die Verstärkung ausgleichender Rückkopplungen und das Weiterlaufenlassen der selbstverstärkenden Schleife.
  8. negative, ausgleichende Rückkopplungsschleifen, z.B. der Thermostat, der den Systemzustand „Raumtemperatur“ annähernd konstant hält, bei sinkender Temperatur den Warmwasserzufluss erhöht, bei steigender Temperatur den Zufluss verringert. Schwieriger wird es, wenn der Lebensraum gefährdeter Arten bis zum Aussterben beeinträchtigt wird, wenn zu wenig Zeit für die Erholung von Stress bis zum Burnout bleibt.
  9. Zeitverzögerung im Verhältnis zur Geschwindigkeit der Systemveränderung, z.B. der Ausbau eneuerbare Energien braucht Zeit, auf sich zwischenzeitlich ändernden Strombedarf kann nicht schnell reagiert werden.
  10. Systemumbau der physischen Anordnung, z.B. öffentliche Verkehrsstruktur durch Schienennetz statt Straßen.
  11. Materialpuffer: Ein System kann oft dadurch stabilisiert werden, dass man Puffer erhöht. (z.B. bei gefährdete Tierarten, einen größerer Bestand erhalten, als zum Fortbestand nötig ist)
  12. Kennzahlen werden dann zu Hebelpunkten, wenn sie in Bereiche kommen, wo sie einen der Prozesse weiter oben auf der Liste in Gang setzen (z.B. Zinssätze)

Meadows betont, dass Hebelpunkte oft nicht offensichtlich sind. Zahlen zu ändern – etwa mehr Straßen zu bauen – ist ein schwacher Hebel, weil das System sich anpasst (mehr Straßen ziehen oft mehr Autos an). Stärkere Hebel liegen tiefer: in den Regeln des Systems (z. B. Verkehrsregeln ändern) oder sogar in seiner Zielsetzung (z. B. weniger Fokus auf Autoverkehr, mehr auf Lebensqualität). Der Trick ist, das System so gut zu kennen, um die wirksamsten Hebelpunkte zu finden – und den Mut hast, sie zu nutzen.

System Mapping: Komplexe Systeme im Überblick

Um Systeme greifbar zu machen, gibt es ein praktisches Werkzeug: System Mapping. Es handelt sich im Wesentlichen um eine visuelle Karte des Systems. Man zeichnet die Elemente als Punkte oder Kästchen und verbindet sie mit Pfeilen, die die Beziehungen anzeigen. Im Verkehrsbeispiel könnte das Autos mit Straßen, Ampeln mit Wartezeiten und Busse mit der Anzahl der Fahrer*innen verbinden. Dann fügt man die Rückkopplungsschleifen hinzu: Ein Pfeil von „mehr Autos“ zu „mehr Staus“ und zurück könnte eine verstärkende Schleife darstellen. Ein Pfeil von „bessere Busse“ zu „weniger Autos“ und „weniger Stau“ könnte eine ausgleichende Schleife (Loop) darstellen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Systemdarstellung: Flussdiagramme, Ursache-Wirkungs-Diagramme oder auch Ishikawa-Diagramme oder das beliebte Kausal-Loop-Diagramm.

System Mapping hilft uns, Ordnung ins Chaos zu bringen. Es ist, als würde man einen Dschungel von oben betrachten, anstatt sich darin zu verlieren. Wir können das ganz einfach mit Papier und Bleistift machen oder mit digitalen Werkzeugen. Wichtig ist, dass wir dort anfangen, wo wir Verbindungen sehen. Für Einsteiger*innen ist es ratsam, klein zu beginnen: Zeichne das System deines Kaffeekonsums (Bohnen, Maschine, Müdigkeit, Energie) und schaue, wie alles zusammenhängt. Mit der Zeit lernen wir komplexere Karten zu zeichnen – und komplexere Probleme zu lösen. Eine kleine Anregungung gibt es in diesem TED-Talk.

Der Skill-Guide für Systemdenker

System Thinking ist mehr als eine Methode – es ist eine Denkweise, die uns hilftt, die Welt in ihrer ganzen Vernetztheit zu sehen. Leonardo DaVinci ist ein frühes Beispiel für einen Systemdenker: Er war nicht nur ein Künstler, sondern ein Mathematiker, Geologe, Anatom, Botaniker, Erfinder, Schriftsteller, Bildhauer, Architekt und ein Musiker. DaVinci suchte nach Wissen aus allen möglichen Quellen und forderte: “Lerne zu sehen“und erkenne, dass alles mit allem verbunden ist.“

Peter Senge, Autor von „Die fünfte Disziplin“, hat diese Denkweise in seinen „11 Gesetzen des Systems Thinking“ zusammengefasst. Sie dienen als Wegweiser für die Navigation in komplexen Systemen. Sie fassen zusammen, warum und wie wir über lineare Lösungen hinaus denken müssen. Hier ein Blick auf einige dieser Gesetze, die das Herzstück von System Thinking beleuchten. Ich belasse sie in englischer Sprache, weil ich der Meinung bin, dass eine Übersetzung ins Deutsche den Inhalt zu sehr verwässern würde.

  1. Today’s problems come from yesterday’s ‘solutions.’
  2. The harder you push, the harder the system pushes back.
  3. Behavior will grow worse before it grows better.
  4. The easy way out usually leads back in.
  5. The cure can be worse than the disease.
  6. Faster is slower.
  7. Cause and effect are not closely related in time and space.
  8. Small changes can produce big results … but the areas of highest leverage are often the least obvious.
  9. You can have your cake and eat it too – but not all at once.
  10. Dividing an elephant in half does not produce two small elephants.
  11. There is no blame.

Diese Gesetze zeigen: Systemdenken erfordert Geduld, Neugier und die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Es lehrt uns, dass Veränderung nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern in einem Beziehungsgeflecht, das wir verstehen müssen, bevor wir handeln.

Systemdenken – die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhundert

Systemisches Denken ist aber kein Selbstzweck. Es legt den Grundstein für das, was als nächstes kommt: die Entwicklung konkreter Lösungen. Hier setzt Design Thinking an – eine Methode, die die Erkenntnisse des System Thinking aufgreift und in kreative, menschenzentrierte Ansätze übersetzt. Während System Thinking uns hilft, die Strukturen und Dynamiken eines Problems zu entschlüsseln, liefert Design Thinking die Werkzeuge, um daraus Prototypen zu bauen, zu testen und zu iterieren.

Stellen wir uns vor, wir haben mit System Mapping den Verkehrsknotenpunkt einer Stadt analysiert und Hebelpunkte wie bessere Busse identifiziert. Design Thinking greift diese Idee auf, fragt Fahrgäste nach ihren Bedürfnissen und entwickelt ein neues Bussystem, das wirklich funktioniert. Beide Ansätze zusammen sind wie ein Kompass und eine Landkarte: Der eine zeigt uns, wo wir stehen, der andere, wie wir vorankommen.

„Ich denke, das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Komplexität sein“ (Stephen Hawking 2000).

In einer Welt voller Unsicherheit ist System Thinking der Schlüssel, um nicht nur zu reagieren, sondern zu gestalten. Es gibt uns die Fähigkeit, die Wellen zu sehen, die unsere Entscheidungen auslösen – und die Freiheit, sie klug zu lenken. Der nächste Schritt? Die Erkenntnisse dieser Reise mit Design Thinking in die Tat umzusetzen. Denn Zukunftskompetenz heißt nicht nur zu verstehen, sondern zu handeln.


 

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