Korruptionswahrnehmungsindex 2023: Ein Alarmsignal für Demokratien
Korruptionswahrnehmungsindex 2023: Ein Alarmsignal für Demokratien

Korruptionswahrnehmungsindex 2023: Ein Alarmsignal für Demokratien

Das 16. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen für Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen lautet: „Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich reduzieren“.

Heute, am 30. Januar 2024, hat Transparency International den Korruptionswahrnehmungsindex 2023 (engl. Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Dieser jährlich erscheinende Index ist weltweit der bekannteste Indikator für Korruption. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der wahrgenommenen Korruption in Politik und Verwaltung. Der Index wird vom Internationalen Sekretariat von Transparency International erstellt und listet Länder nach dem Grad der wahrgenommenen Korruption in Politik und Verwaltung auf. Er basiert auf der Einschätzung von Experten und Führungskräften.

Der Korruptionswahrnehmungsindex fasst 13 Einzelindizes von 12 unabhängigen Institutionen zusammen und bewertet den öffentlichen Sektor, also Politik und Verwaltung. Die einzelnen Länder werden auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption) angeordnet. Mehr als zwei Drittel der 180 Länder erreichen insgesamt weniger als 50 von 100 Punkten, was auf ernsthafte Korruptionsprobleme weltweit hinweist. Der weltweite Durchschnitt liegt wie im Vorjahr bei 43 von 100 Punkten.

Der Index von Transparency International stellt die wahrgenommene Korruption dar und nicht die tatsächlich stattfindende Korruption. Der Punktwert basiert sowohl auf der Meinung von Experten als auch auf Umfragen unter Geschäftsleuten. Kritiker äußern Bedenken, dass die Meinung zu sehr auf persönlichen Erfahrungen mit Korruption beruhen könnte oder beispielsweise durch Presseberichte über spektakuläre Korruptionsfälle beeinflusst sein könnte.

Eine Infografik mit Eckdaten zu der wichtigsten Information aus dem Korruptionswahrnehmungsindex 2023.
Die wichtigsten Fakten zum Korruptionswahrnehmungsindex 2023

Aber, was genau ist Korruption?

Korruption ist der Missbrauch von Macht zum persönlichen Vorteil. Es gibt verschiedene Formen von Korruption, wie Bestechung, Vetternwirtschaft, Unterschlagung und Amtsmissbrauch. Korruption kann in verschiedenen Bereichen auftreten, wie Regierung, Unternehmen, Bildungswesen und anderen. Sie verursacht oft volkswirtschaftliche Schäden und führt zu moralischem Verfall.

In der Politik kann Korruption in Form von Bestechung von Politikern, illegaler Wahlkampffinanzierung oder der Vergabe von Regierungsaufträgen im Austausch für persönliche Vorteile auftreten. In der Verwaltung betrifft sie oft Beamte, die Bestechungsgelder für Dienstleistungen annehmen oder Ressourcen für ihren persönlichen Vorteil missbrauchen. Amts- oder Funktionsträger können Bargeld, Restaurantbesuche, Sachzuwendungen, Arbeits- und Dienstleistungen oder Reisen als Vorteile erhalten. Im Gegenzug vermitteln die Vorteilsnehmer Aufträge, erteilen Genehmigungen oder geben vertrauliche Informationen weiter.

Warum gibt es so viel Korruption in der Welt?

Korruption ist ein weltweites Phänomen. Sie können politische Instabilität, geringe wirtschaftliche Entwicklung, schwache rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen, unzureichende Kontrollmechanismen und eine Kultur der Straflosigkeit umfassen. Auch ein Mangel an Transparenz und Verantwortlichkeit spielt oft eine entscheidende Rolle.

„Wo der Rechtsstaat, unabhängige Medien und zivilgesellschaftliche Gruppen geschwächt werden, dort blüht die Korruption“

(Transparency-Chefin Alexandra Herzog)

Die Gründe für die weitverbreitete Korruption sind vielfältig und komplex. Schwache Rechtsstaatlichkeit und mangelnde Durchsetzung von Gesetzen sind Hauptfaktoren, die zur Korruption beitragen. In Ländern, in denen Gesetze entweder unzureichend sind oder nicht konsequent durchgesetzt werden, finden korrupte Aktivitäten eher statt. Das Fehlen einer starken und unabhängigen Justiz führt dazu, dass korrupte Handlungen oft ohne Konsequenzen bleiben.

Auch politische und ökonomische Instabilität können Korruption fördern. In instabilen politischen Umgebungen kann Korruption als Mittel zur Machtsicherung eingesetzt werden, während in wirtschaftlich schwachen Regionen die Notwendigkeit des Überlebens Menschen zu korrupten Handlungen verleiten kann.

Ein weiterer Faktor ist mangelnde Transparenz und Verantwortlichkeit. In Systemen, in denen Entscheidungsprozesse nicht transparent sind und es an Verantwortlichkeit mangelt, ist es einfacher, korrupte Handlungen zu verbergen und durchzuführen.

Auch kulturelle Faktoren spielen eine Rolle. In einigen Kulturen werden bestimmte Formen der Korruption als akzeptabler oder normaler Teil des Geschäfts- und Politiklebens angesehen. Diese Einstellung kann Korruption fördern oder ihre Bekämpfung erschweren.

Des Weiteren können Armut und wirtschaftliche Ungleichheit Menschen dazu verleiten, korrupte Praktiken zu begehen. In Ländern mit hoher Armut und Ungleichheit können Menschen aus Verzweiflung oder dem Wunsch nach wirtschaftlicher Sicherheit in korrupte Handlungen verwickelt werden.

Ein Mangel an Bildung und Bewusstsein spielt ebenfalls eine Rolle. Wenn Menschen nicht über die negativen Auswirkungen von Korruption informiert sind, erkennen sie korrupte Praktiken möglicherweise nicht oder melden sie nicht.

Vetternwirtschaft und Nepotismus sind weitere Faktoren, die zur Korruption beitragen können. In Systemen, in denen Beziehungen und persönliche Verbindungen mehr zählen als Qualifikationen und Leistungen, kann Korruption gedeihen.

Auch internationale Faktoren spielen eine Rolle. Globale Geschäftspraktiken, einschließlich der Rolle multinationaler Unternehmen und grenzüberschreitender Kapitalflüsse, können zur Korruption beitragen, insbesondere in Ländern mit schwachen Regelungen.

Ohne Korruptionsbekämpfung keine nachhaltige Entwicklung

Die Bekämpfung von Korruption erfordert ein umfassendes Vorgehen, das auf Rechtsstaatlichkeit, Transparenz, Bildung und die Stärkung von Institutionen setzt, um eine Kultur der Integrität und Verantwortlichkeit zu fördern. Gleichzeitig spielt die Korruptionsbekämpfung eine entscheidende Rolle bei der zur Erreichung der übrigen UN-Nachhaltigkeitsziele.

Ziel 16 hat konkrete Unterziele formuliert:

  • Ziel 16.4: Bis 2030 sollen illegale Finanz- und Waffenströme deutlich reduziert, gestohlener Vermögenswerte zurückgewonnen und zurückgegeben sowie alle Formen der organisierten Kriminalität bekämpft werden.
  • Ziel 16.5: Korruption und Bestechung in allen Formen sollen erheblich reduziert werden.
  • Ziel 16.6: Es sollen leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und transparente Institutionen auf allen Ebenen etabliert werden.

Laut dem Korruptionswahrnehmungsindex 2023 sind Länder wie Dänemark, gefolgt von Finnland, Neuseeland und Norwegen nahezu frei von Korruptionsprobleme. Hingegen Krisenstaaten wie Syrien, Venezuela und Somalia besonders gefährdet (siehe Abbildung).

Die Infografik zeigt den derzeitigen Stand der Korruption weltweit. Die besten Länder ohne Korruption sind Dänemark, gefolgt von Finnland, Neuseeland und Norwegen. Die Schlusslichter sind die Länder Syrien, Venezuela, Südsudan und Somalia.
Internationale Trends laut Korruptionswahrnehmungsindex 2023, Quelle: www.transparency.de/cpi

Deutschland belegt im CPI 2023 mit 78 Punkten übrigens den 9. Platz. Damit hat Deutschland zum zweiten Mal in Folge einen Punkt verloren und liegt wieder auf dem gleichen Wert wie vor zehn Jahren. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland trotz bestehender Defizite und Probleme weiterhin zu den Ländern, die im Kampf gegen Korruption am robustesten sind. In Deutschland herrscht eine gefestigte Demokratie, in der Korruption grundsätzlich geächtet wird. Zudem gibt es einen funktionierenden Rechtsstaat, der auch gegen hochrangige Personen bei Korruptionsverdacht vorgeht.

Quelle: https://www.transparency.de/cpi/cpi-2023


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