- Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte haben sich zahlreiche Umweltorganisationen und -initiativen, NGOs[1], politische Gruppierungen[2] und wissenschaftliche Institutionen gebildet, die sich für die Schaffung nachhaltiger Lebensräume und die Reduzierung von Umweltverschmutzung und Klimawandel einsetzen. Viele Umweltbewegungen haben sich hier international vernetzt und zusammengeschlossen, um gemeinsame Ziele und Herausforderungen anzugehen. Dazu gehören beispielsweise die Vereinten Nationen und ihre Umweltprogramme wie die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
Was sind NGOs und welche Aufgaben verfolgen Sie?
Eine Nichtregierungsorganisation (NRO oder NGOs aus dem Englischen) fasst mehrere Verbände zusammen, wie z.B. kirchlich karitative Organisationen, politische Stiftungen, Selbsthilfevereine und wissenschaftliche Einrichtungen. Sie unterscheiden sich von Regierungsorganisationen und zeichnen sich durch einen freiwillig bestimmten Organisationszweck aus, der sich von dem politischen Zweck staatlicher und dem ökonomischen Zweck privatwirtschaftlicher Organisationen unterscheidet. Somit sind materielle und profitorientierte Ziele irrelevant für NRO, da sie zivilgesellschaftlich die Interessen ihrer Mitglieder vertreten bzw. Anliegen der gesamten Menschheit, wie bspw. die Menschenrechte. Die Rolle der NRO kann aus politischer Sicht in drei verschiedene Ebenen unterteilt werden:[1]
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- Auf lokaler bzw. gesellschaftlichen Ebene gewährleisten sie durch Informationskampagnen und Aufklärungsarbeit die Wahrnehmung von Missständen wie Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung
- Das Ziel der NGOs auf nationaler bzw. staatlicher Ebene umfasst die Veränderung und Weiterentwicklung der Ergebnisse politischer Entscheidungsprozesse.23 Durch die Ausübung dieser Rollen entsteht ein öffentlicher Druck, der Auswirkungen auf die Handlungen der beteiligten Akteure hat
- Auf internationaler Ebene werden NGOs ebenfalls eine wichtige Rolle zugeteilt, da sie die Möglichkeit haben, neue Themenbereiche „(…) auf die internationale Agenda [zu] setzen, die Norm- und Regelsetzung (…) [zu] beeinflussen, getroffene Übereinkommen mit um[zu]setzen (Implementierung) sowie deren Einhaltung [zu] überwachen (Monitoring).“
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder Nichtstaatliche Organisationen sind gemeinnützige Organisationen, die unabhängig von Regierungen und internationalen Organisationen tätig sind. Sie spielen eine wichtige Rolle in der internationalen Gemeinschaft und haben aus verschiedenen Gründen an Bedeutung gewonnen:
Soziale und humanitäre Hilfe: NGOs bieten oft Hilfe in Gebieten an, in denen staatliche Stellen nicht in der Lage oder nicht willens sind, dies zu tun. Sie können flexibel auf Notfälle reagieren und Hilfe in Kriegs- und Katastrophengebieten leisten.
Expertenwissen und Forschung: Viele NGOs sind auf spezielle Themenbereiche spezialisiert, sei es in den Bereichen Gesundheit, Umwelt oder Menschenrechte. Sie können daher fundiertes Wissen und Expertise in ihren jeweiligen Bereichen bieten.
Rechenschaftspflicht und Überwachung: NGOs können als Beobachter fungieren und sicherstellen, dass Regierungen und Unternehmen ihre Verpflichtungen in Bezug auf Menschenrechte, Umweltschutz und andere Fragen erfüllen.
Vertretung der Marginalisierten: NGOs können oft die Interessen von Gruppen vertreten, die in traditionellen politischen Systemen übersehen oder ignoriert werden.
Bewusstseinsbildung: NGOs haben oft die Aufgabe, das Bewusstsein für bestimmte Themen zu schärfen, sei es durch Kampagnen, Bildung oder Advocacy-Arbeit.
Füllen von Governance-Lücken: In einigen Regionen können NGOs eine Rolle bei der Bereitstellung von Dienstleistungen spielen, die normalerweise von der Regierung erbracht werden, besonders wenn diese Regierung nicht in der Lage oder nicht willens ist, diese Dienstleistungen zu erbringen.
Internationale Zusammenarbeit: NGOs können als Brücke zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen fungieren und die internationale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen fördern.
Graswurzelbewegungen: Viele NGOs sind aus lokalen oder Graswurzelbewegungen entstanden und repräsentieren daher oft „die Stimme des Volkes“ auf einer Ebene, die Regierungen und große Organisationen manchmal nicht erreichen können.
NGOs bieten somit eine Vielzahl von Dienstleistungen und Funktionen, die dazu beitragen, soziale, wirtschaftliche und politische Herausforderungen weltweit zu bewältigen. Sie sind ein integraler Bestandteil der heutigen globalisierten Welt und spielen eine wichtige Rolle in vielen Aspekten des internationalen und lokalen Lebens.
NGOs (Nichtregierungsorganisationen) entstehen aus dem Bedürfnis heraus, eine Lücke in der gesellschaftlichen, ökologischen oder politischen Landschaft zu schließen, die von staatlichen Einrichtungen nicht oder nicht ausreichend adressiert wird. Wenn man es auf einen gemeinsamen Nenner bringen möchte:
Das zentrale Ziel oder der Hauptzweck von NGOs ist es, positive Veränderungen in spezifischen Bereichen oder für bestimmte Gemeinschaften zu bewirken, indem sie auf Mängel oder Missstände aufmerksam machen, Hilfe leisten und/oder für Veränderungen auf verschiedenen Ebenen eintreten.
Sie repräsentieren oft die Stimmen und Bedürfnisse von Menschen oder Interessen, die sonst möglicherweise übersehen oder marginalisiert werden könnten. Dabei können die spezifischen Ziele und Missionen von NGO zu NGO sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welchem Thema oder welcher Herausforderung sie sich widmen. Das übergreifende Ziel ist jedoch immer, einen positiven Einfluss auszuüben und zur Schaffung einer besseren, gerechteren oder nachhaltigeren Welt beizutragen.
NGOs und Netzwerke für Nachhaltigkeit und gerechte Arbeitsbedingungen in der Modebranche
Es gibt auch eine Reihe von Netzwerken und NGOs, die sich speziell im Textil- und Bekleidungssektor für Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen einsetzen.
Hier eine Auswahl für die Mode- und Textilindustrie:
Global Organic Textile Standard (GOTS)[1]: Die Organisation hinter dem Textilsiegel wurde 2002 in Düsseldorf initiiert und 2006 gegründet. Ziel ist es, sich für eine nachhaltige und umweltverträgliche Textilproduktion einzusetzen. Dazu wurde ein Textilstandard mit einem wichtigen Textilsiegel entwickelt, das garantiert, dass Textilien aus biologisch angebauten Rohstoffen hergestellt werden. Mehr dazu folgt im Kapitel 6.3 Siegel und Zertifikate zur Bewertung der Nachhaltigkeit
Fair Wear Foundation[2]: Die Fair Wear Foundation ist eine unabhängige Organisation mit Sitz in Amsterdam. Sie wurde 1999 gegründet und setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein. Dazu hat sie einen Code of Labour Practices entwickelt, der sicherstellt, dass die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Branche eingehalten werden. Ebenfalls hat die Foundation den Fair-Wear-Index entwickelt
Textile Exchange[3]: Die gemeinnützige Organisation wurde 2002 als Organic Exchange mit dem Ziel gegründet, eng mit allen an der Mode- und Textilversorgungskette beteiligten Branchen zusammenzuarbeiten. Seit 2010 setzt sich die Organisation als Textile Exchange für eine nachhaltige Textilproduktion ein und bietet Unterstützung bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken in der Branche.
Fashion Revolution[4]: Diese internationale NGO wurde 2013 als Reaktion auf den schrecklichen Fabrikeinsturz von „Rana Plaza“ in Bangladesch gegründet, dem bis heute größten Unglück in der Geschichte der Textilindustrie. Bei dem Einsturz kamen 1138 Menschen ums Leben, mehr als 2000 wurden verletzt. Die Tragödie hat gezeigt, dass es in der Textilindustrie erhebliche Probleme in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Sicherheit und Menschenrechte gibt. Der Vorfall hat das Bewusstsein für diese Themen geschärft und zu Forderungen nach mehr Verantwortung und Transparenz bei der Herstellung von Bekleidung geführt. Diese Debatte führte auch zur Gründung der Fashion Revolution Bewegung durch Orsola de Castro und Carry Somers. Fashion Revolution hat sich zum Ziel gesetzt, auf die negativen Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und die Arbeiter*innen aufmerksam zu machen und setzt sich für mehr Transparenz[5], Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in der Modeindustrie ein. Unter dem Motto „Who Made My Clothes“ (dt. Wer hat meine Kleidung gemacht?) will die Organisation dazu beitragen, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher bewusster mit der Herkunft ihrer Kleidung auseinandersetzen.
Clean Clothes Campaign:[6] Die Kampagne für Saubere Kleidung ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich für die Rechte der Beschäftigten und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Textil-, Bekleidungs- und Sportartikelindustrie einsetzt. Seit 1996 verfolgt die Kampagne für Saubere Kleidung das Ziel, Arbeitsrechte in der globalen Bekleidungsindustrie zu verbessern. Mit ihrem öffentlichen Aufschrei #PayUp und #PayYour Workers wollen sie darauf aufmerksam machen, dass sich seit dem Ausbruch von COVID-19 viele Modelabels geweigert haben, bestellte Waren aus Drittlohnländern – und damit auch Löhne – im Wert von über 16 Milliarden Dollar zu bezahlen. Das unverantwortliche und egoistische Verhalten der Markenhersteller führte zu einem finanziellen Desaster für viele Fabriken. Dadurch hatten sie auch kein Geld mehr, um die Löhne der Arbeiter*innen zu zahlen, was Armut und Hunger zur Folge hatte.
Insbesondere die teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen stehen im Mittelpunkt der Kritik vieler NGOs, die seit den 1990er Jahren in diesem Bereich aktiv sind. Die meisten Unternehmen beriefen sich damals wie heute auf die rechtliche Unabhängigkeit der Zulieferer und wiesen die Kritik der NGOs zurück. Inzwischen haben erste Markenunternehmen reagiert und Maßnahmen für positive Veränderungen umgesetzt, No-Name-Anbieter und viele Anbieter von Fast Fashion verhalten sich bis heute passiv.
Natürlich gibt es noch viele weitere Organisationen, die sich für den Umweltschutz im Bereich Textil und Bekleidung einsetzen. Die hier vorgestellten Organisationen sollen einen Überblick über einige der wichtigsten Organisationen in diesem Bereich geben.
[1] https://global-standard.org/de/der-standard/geschichte
[2] https://www.fairwear.org/
[3] https://textileexchange.org/our-story/
[4] https://www.fashionrevolution.org/
[5] Jährlich veröffentlicht die NGO Fashion Revolution den „Fashion Transparency Index“, eine Bewertung von 250 der weltweit größten Modemarken und -einzelhändler nach dem Grad ihrer Offenlegung von Menschenrechts- und Umweltpolitik, -praktiken und -auswirkungen in ihren eigenen Betrieben und in den Zulieferketten; https://www.fashionrevolution.org/about/transparency/.
[6] https://saubere-kleidung.de/
[1] Brühl[2003]
[1] aus dem Englischen: Non-Governmental Organizations. NGOs sind Nichtregierungsorganisationen, die aus dem Bedürfnis heraus entstehen, eine Lücke in der gesellschaftlichen, ökologischen oder politischen Landschaft zu schließen, die von staatlichen Einrichtungen nicht oder nicht ausreichend adressiert wird. Lesen Sie hierzu auch den Artikel: NGOs- Die Brücke zwischen Gemeinschaften und nachhaltiger Entwicklung.
[2] Die erste nationale Umweltpartei weltweit war die Values Party, die im Mai 1972 im neuseeländischen Wellington gegründet wurde. Die Grünen wurden 1979 gegründet.