In Europa gilt Bildung als fundamentales Grundrecht. Ein bedeutender globaler Rahmen ist die Agenda Bildung 2030 mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel 4 (SDG 4), das lebenslanges Lernen weltweit fördert. Lernen ist essenziell, weil es uns befähigt, mit einer sich wandelnden Welt Schritt zu halten, persönlich zu wachsen und im Berufsleben relevant zu bleiben. Lebenslanges Lernen hebt diese Bedeutung auf eine neue Ebene.
Die Europäische Union beschreibt lebenslanges Lernen als „alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, sozialen oder beruflichen Laufbahn erfolgt“. Damit wird klar: Bildung ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein lebenslanger Begleiter.
Lernen macht uns anpassungsfähig. Technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, neue Arbeitsformen wie „New Work“ oder globale Herausforderungen wie der Klimawandel verlangen ständige Weiterentwicklung. Wer nicht lernt, bleibt stehen.
Ein Beispiel: Wer vor zehn Jahren in einem Beruf ohne Digitalbezug gearbeitet hat, muss heute oft mit Tools wie Slack oder Datenanalysen umgehen können. Lernen hilft, solche Veränderungen zu bewältigen, statt von ihnen überrollt zu werden. Früher endete Bildung meist mit Schule oder Studium. Heute reicht das nicht mehr – Wissen veraltet schnell.
Gerade im Beruf ist kontinuierliches Lernen überlebenswichtig. Laut dem World Economic Forum werden bis 2030 rund 50 % der Jobs neue Fähigkeiten erfordern, die heute noch nicht vollständig absehbar sind.
Lernen vs. Wissen
Lernen ist ein aktiver Prozess – das Aneignen neuer Informationen, Fähigkeiten oder Verhaltensweisen. Es geschieht durch Erfahrung, Beobachtung, Übung oder gezielte Bildung. Zum Beispiel beim Besuch eines Workshops zu „New Work“: Zuhören, Notizen machen, diskutieren – das ist Lernen in Aktion.
- Lernen = Prozess, aktiv, veränderlich
- Wissen = Zustand, Ergebnis, gespeichert
Wissen ist das Ergebnis dieses Prozesses: der Bestand an Informationen, Einsichten und Kompetenzen, den wir durch Lernen aufgebaut haben. Wissen kann explizit (z. B. Fakten) oder implizit (z. B. Intuition) sein. Wenn Sie nach dem Workshop erklären können, was „New Work“ bedeutet oder ein Konzept anwenden, haben Sie Wissen erworben.

Ohne Lernen kein Wissen – und ohne Wissen fehlt die Grundlage für weiteres Lernen. In einer „New Work“-Welt ist dieser Kreislauf entscheidend.
Wissensmanagement im Unternehmen
Wissensmanagement umfasst alle strategischen und operativen Maßnahmen zur Erfassung, Entwicklung, Weitergabe und Nutzung von Wissen im Unternehmen. Ziel ist es, Rohdaten in verwertbares Wissen zu transformieren, um Innovationen zu fördern und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Drei zentrale Säulen:
- Daten und Informationen als Grundlage
- Mitarbeiterwissen (internes und externes Know-how)
- Fähigkeiten zur Umsetzung in Lösungen
Richtig umgesetzt, hilft Wissensmanagement dabei, Trends früh zu erkennen, innovative Ideen zu entwickeln und Kundenbedürfnisse besser zu erfüllen. Ohne funktionierendes Wissensmanagement riskieren Unternehmen, den Anschluss zu verlieren – durch Wissensverlust oder veraltete Prozesse. Gerade in der „New Work“-Welt, in der Autonomie zählt, sind Mitarbeitende gefordert, ihr Wissen selbst zu steuern. Peter Drucker brachte es auf den Punkt: „Wissensarbeiter müssen sich selbst verwalten. Sie müssen über Autonomie verfügen.“
“It demands that we impose the responsibility for their productivity on the individual knowledge workers. Knowledge workers have to manage themselves. They have to have autonomy.” – Peter Drucker
Wissensmanagement schafft die Rahmenbedingungen, damit Wissen geteilt, weiterentwickelt und sinnvoll genutzt werden kann – ohne bürokratische Hürden.
Wissensmanagement trägt zur Schaffung lernender Organisationen bei. Laut einem Artikel von David Garvin und Amy Edmondson im Harvard Business Review („The Importance of Learning Organizations“, HBR 2008) zeichnen sich solche Organisationen durch vier Merkmale aus:
- Psychologische Sicherheit: Mitarbeiter dürfen Fehler eingestehen und Fragen stellen, ohne Angst vor Sanktionen.
- Wertschätzung von Unterschieden: Unterschiedliche Perspektiven fördern kreative Lösungen.
- Offenheit für neue Ideen: Risiken einzugehen wird belohnt.
- Zeit für Reflexion: Pausen ermöglichen es, aus Erfahrungen zu lernen.
Diese Kultur des Lernens ist ohne Wissensmanagement kaum denkbar, denn sie erfordert, dass Wissen aktiv bewahrt, geteilt und weiterentwickelt wird.
Strategien für den Erfolg
Diese Lernkultur braucht Strukturen, die nur durch gezieltes Wissensmanagement entstehen. Zwei Ansätze stehen im Vordergrund:
- People-to-Document-Strategie: Hier wird Wissen in Datenbanken oder Dokumenten zentralisiert. Die Frage lautet: Wie schaffen wir leicht zugängliche Systeme, die Mitarbeiter schnell informieren?
- People-to-People-Strategie: Dieser Ansatz setzt auf den direkten Austausch zwischen Mitarbeitern. Besonders komplexes Expertenwissen, das sich oft ändert, profitiert davon, weil Instruktoren es individuell vermitteln können.
Beide Strategien haben ihre Stärken. Standardisierte Inhalte mit langer Gültigkeit eignen sich für Dokumentation, während dynamisches Wissen besser durch persönliche Interaktion weitergegeben wird. Immer mehr Unternehmen formalisieren diesen Prozess, etwa durch die Einführung von Chief Information Officers (CIOs), die das Wissensmanagement auf die Unternehmensziele ausrichten.
Wissensmanagement als Motor für „New Work“
Der Weg zu einer lernenden Organisation ist ein kontinuierlicher Prozess. Planen Sie ihn sorgfältig und setzen Sie ihn konsequent um – insbesondere in der Einführungsphase. Jeder der acht Kernelemente des Wissensmanagements unterstützt Sie dabei, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Transformation in Ihrem Unternehmen zu verankern. Acht Schritte des Wissensmanagements – von der Zielsetzung über die Identifikation bis zur Bewertung – bieten eine Roadmap. Sie beginnen mit klaren Wissenszielen, die mit der Unternehmensstrategie harmonieren, und enden mit der Bewertung, ob diese Ziele erreicht wurden. Jeder Schritt ist entscheidend, um Wissen nicht nur zu generieren, sondern auch nachhaltig zu nutzen. Wissensmanagement im Unternehmen schafft Strukturen, die Innovation und Zusammenarbeit fördern, und bildet so die Basis für eine lernende Organisation.